Schmiergelder, zwielichtige Mittelsmänner, undurchsichtige Deals und Tanker mit Rohöl. Was nach einem Krimi klingt, ist in Wirklichkeit eine Beschreibung von Gunvors Geschäften im Kongo. Lange hatte der Genfer Rohstoffhändler versucht, die Schuld einem "abtrünnigen Mitarbeiter" in die Schuhe zu schieben. Dass dies nicht der Wahrheit entspricht und solche Machenschaften eher kalkulierte Geschäftspraktiken sind als Ausrutscher einzelner Mitarbeiter, hat Public Eye letzten Herbst aufgedeckt. Die Geschäfte von Gunvor im Kongo sind derzeit Gegenstand einer juristischen Untersuchung. Und siehe da: Nun interessiert sich die Bundesanwaltschaft auch für einen Öldeal Gunvors in der Elfenbeinküste. Uns zugespielte Dokumente beweisen, dass der Genfer Rohstoffhändler sich 2014 eine lukrative Erdöllieferung sicherte - ganze zwei Monate bevor diese überhaupt ausgeschrieben wurde. Gute Kontakte waren da sicherlich hilfreich. Gut, dass Gunvor auf die Unterstützung von Olivier Bazin zählen konnte, dessen Beziehungsnetz vom kongolesischen Präsidentenclan bis hin zum ivorischen Innenminister reicht. Das Brisante an der Geschichte: Gunvor gab 2014 an, sich bereits ein Jahr zuvor von dem dubiosen Geschäftsmann getrennt zu haben, da er "den Compliance-Test nicht bestanden"
habe.
Gunvor ist sehr bemüht, seine anscheinend grossen Anstrengungen im Bereich Compliance zu demonstrieren. Wir finden: Es gibt noch sehr viel Luft nach oben. Nun liegt es am Nationalrat, Transparenz in diesen undurchsichtigen Sektor zu bringen: Im Rahmen der Aktienrechtsrevision wird er morgen entscheiden, ob Händler Zahlungen an Regierungen beim Kauf von Rohstoffen neu offenlegen müssen. Für Public Eye,
Melanie Nobs
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